Abschied in Liebe
Vor acht Jahren kam eine meiner engste Seelenfreundin Marlene mit einer Nachricht zu mir, die unser beider Leben veränderte. Sie hatte Kehlkopfkrebs – eine Diagnose, die nicht nur die Stimme nimmt, sondern auch das Leben selbst auf lautlos stellt. Der Arzt gab ihr die Wahl: mit Behandlung vielleicht ein halbes Jahr Lebenszeit, ohne Behandlung etwa noch zwei Monate. Sie wählte den kürzeren Weg, den lebendigen – nicht aus Mutlosigkeit, sondern aus einer inneren Klarheit heraus. Sie wollte diese letzte Zeit nicht im Krankenhaus im Kampf verbringen, sondern in Würde und in Ruhe Abschied nehmen.
Sie bat mich, sie zu begleiten – bei all den weltlichen Dingen, die noch zu ordnen waren. Ihre Katze sollte in liebevolle Hände kommen. Der Mietvertrag, ihre Arbeitsstelle, ihre Konten – all das galt es zu schließen. Aber es war viel mehr als Organisation. Es war ein stilles, liebevolles Aufräumen des Lebens.
In all der Zeit hatten wir viele Momente, in denen wir weinten, uns festhielten, einander Halt gaben, weil der Abschied immer näher kam und uns beiden dies sehr schwerfiel. Sie wollte sich auch von den Menschen, die ihr wichtig waren und ihr nahestanden, verabschieden. Wir besuchten gemeinsam noch Orte, die ihr etwas bedeuteten. Und ich durfte in dieser schweren Zeit an ihrer Seite sein – als Freundin, als Seelenbegleiterin.
Wir waren tief verbunden, auf eine Weise, die über Worte hinausging. Als das Sprechen schwerer wurde, verabredeten wir ein anderes Miteinander: Berührung, Blickkontakt und eine stille, telepathische Verständigung, die wir beide jetzt als völlig natürlich empfanden. Zwei Wochen bevor sie ihren Körper verließ, verstummte ihre Stimme ganz. Doch unsere Verbindung wurde nicht leiser – nur feiner.
An einem Samstagmorgen kam der Anruf. Sie war in der Nacht ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ohne zu zögern, fuhr ich los ins Krankenhaus – welches 70 Kilometer entfernt lag. Als ich ankam, lag sie ruhig in ihrem Bett. Sie nahm mich wahr. Sie lag seitlich, mit Sauerstoffmaske, in ihrem Krankenbett. Sie atmete sehr schwer, und gleichzeitig war der Atem sehr flach. Ich stellte mich seitlich hinter sie an ihr Bett. Legte sanft meine Hand auf ihre Schulter, fuhr ganz zart ihren Rücken herunter. So berührte ich ihren Körper ein paar Minuten ganz liebevoll.
Und in tiefer Stille sprach ich – nicht mit Worten, sondern mit Herz:
„Marlene, ich bin da. Es ist in Ordnung, wenn du deinen Körper jetzt verlassen möchtest. Du hast alles getan, was du dir vorgenommen hast. Ich wünsche dir eine gute Reise dorthin, wo du entschieden hast, wo du sein möchtest.“
Einige Minuten später verließ sie ihren Körper. Und in diesem Moment wurde es ganz hell im Krankenzimmer.
Ich spürte eine intensive, lichtvolle positive Energie, die mit einer Welle von Liebe, Dankbarkeit und Frieden mich durchströmte – und in meinem Herzen hörte ich klar und deutlich ihr stilles „Danke, Danke“.
Ich verließ das Krankenhaus weinend und mit einem Lächeln. So traurig es war, meine Seelenfreundin Marlene hier auf der Erde loszulassen, so tief wusste ich: Ihr geht es gut.
Ich durfte ihr helfen, diesen Abschied so zu gestalten, wie es ihr inniger Wunsch war. Ich habe sie mit bedingungsloser Liebe begleiten dürfen. Was uns beide stark machte – wir wussten: Es wird ein Wiedersehen geben. Denn wahre Verbundenheit endet nicht mit dem Tod. Was bleibt, ist Liebe. Und das stille Leuchten im Herzen, wenn Seelen sich erkennen – und nie wirklich verlieren.
Karin Nüßle
https://spirituell-aktiv.de/
Vielen, vielen herzlichen Dank für diese Größe, tief-berührende Anteilnahme und Begleitung.
🙏
Ganz ganz lieben Dank
Liebe Karin,
vielen herzlichen Dank für deine so sehr berührenden Zeilen. Wie wunderschön, eure tiefe Verbundenheit und dass du deiner lieben Freundin so viel Halt und Hilfe geschenkt hast.
Ich wünsche dir von Herzen einen wunderschönen Tag, mit allem was dir gut.
Herzensgrüße
Katja
Liebe Katja, vielen lieben Dank